Während die Jugendfußballer unter 15 Jahren wenigsten wieder normal trainieren dürfen, fristen die 1. Mannschaften, einst ruhmreich bis in die Hessenliga vertreten, ein Schattendasein. Wir haben uns bei den größten Fußballabteilungen und Clubs in Bad Homburg umgehört.

Bad Homburg -Eines eint die Fußballer aus der Kurstadt dieser Tage: Die lange, Pandemie-bedingte Pause erstickte die sportlichen Ambitionen fast gänzlich. An Tabellenplätze, Aufstiege und Pokale denkt aktuell niemand – weder bei der SGK noch bei der SpVgg 05/99 Bomber und auch nicht bei der DJK Bad Homburg.

Letztgenannter Club zeigte einige vielversprechende Ansätze bis zur Unterbrechung der Runde, zu deren Zeitpunkt man in der Gruppenliga Frankfurt West auf Platz sieben lag. „Wir konnten dreimal in Folge gewinnen, haben zudem noch zwei Spiele mehr zu bestreiten als die meisten Teams vor uns. Es lief nicht so schlecht“, rekapituliert Goran Skeledzic. Der Ton macht allerdings die Musik. Der Sportchef zieht das Fazit so, als wäre bereits ein Strich unter der Saison. „Ich glaube nicht, dass wir noch weiterspielen werden“, sagt Skeledzic, „die Fallzahlen gehen wieder nach oben, der mögliche Termin für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs rückt immer weiter in die Zukunft.“

Heute Abend diskutieren die Fußballer aus dem Hochtaunus über einen Abbruch der Saison, am Wochenende entscheidet der Hessische Fußball-Verband.

Rachid Tail von der SGK Bad Homburg sieht es wie sein Kirdorfer Kollege. „Meine Theorie war lange Zeit, dass wir zumindest noch die Hinrunde zu Ende spielen werden“, sagt der Vorsitzende des Spielausschusses, „jetzt kann ich mir das nicht mehr wirklich vorstellen.“ Und Manfred Purz, Sportlicher Leiter der Spielvereinigung, ergänzt: „Wir gehen mittlerweile fest davon aus, dass die Saison annulliert wird. Vom zeitlichen Ablauf her ist sie kaum noch umsetzbar.“

Erfreut ist man bei allen drei Homburger Vereinen, dass zumindest die Jugendmannschaften wieder trainieren dürfen. „Die Kids und auch die Nachwuchstrainer freuen sich, dass sie wieder ein bisschen an die frische Luft kommen“, berichtet Purz. Für die Jugend wurde extra ein neuer Container angeschafft, in dem jetzt jede Mannschaft die Ausrüstung separat lagern kann. Allerdings verschwand in den vergangenen Wochen ein Stück Sportgeschichte an der Sandelmühle. Die Tribüne, auf der die Anhänger in den 80er Jahren die Hessenliga-Erfolge der „Nullfünfer“ feierten, wurde abgebaut. „Die Stadt hat das so entschieden“, sagt Purz, „es ist schon ein ungewohnter Anblick.“ Die Erstmannschaftsspieler haben das noch gar nicht gesehen. Das Kreisoberliga-Team von Rald Haub hält sich weiterhin individuell fit.

Bei Kreisoberligist SGK und Gruppenligist wird am Wiesenborn in Kleingruppen trainiert. „Wir haben feste Zweiergruppen, und die Jungs freuen sich total, sich wieder zu sehen und zumindest ein bisschen gegen den Ball zu treten“, schildert Tail. Mehr lassen die Corona-Auflagen nicht zu. Der Spaß an der Bewegung steht absolut im Vordergrund.

Um den sozialen Aspekt geht es auch bei den Einheiten der DJK. „Die Spieler freuen sich, dass sie sich ein bisschen sehen können. Aber Fußball ist ein Wettbewerbssport, und ohne den Wettbewerb fehlt eben etwas Entscheidendes“, betont Skeledzic. Um für den Wettbewerb der Saison 2021/22 vorbereitet zu sein, führe der Ex-Profi von Kickers Offenbach derzeit Gespräche. Die Mannschaft, die sich unter Ibrahim Cigdem gut entwickelt hat, soll zusammenbleiben. Auch mit dem Trainerteam möchte man weiter zusammenarbeiten. „Wir sind sehr zufrieden mit der Mannschaft und dem Trainerstab. Ich glaube, auch die Spieler fühlen sich sehr wohl“, sagt Skeledzic.

Trainer und Spieler sollen bleiben

Auch Manfred Purz ist bestrebt, das Team um Ralf Haub zusammen zu halten. „Bei drei Spielern steht das letzte Wort noch aus, ansonsten haben alle ihre Zusage für nächstes Jahr gegeben“, freut er sich. Ex-Eintracht-Profi Haub geht dann in seine zehnte Saison als Trainer an der Sandelmühle.

Sowohl die DJK als auch die Nullfünfer wollen ihren Kader nur punktuell ergänzen. „Man muss eben auch schauen, wie sich das Ganze finanziell darstellen lässt. Bedingt durch Corona sind unsere Sponsoreneinnahmen um rund 30 Prozent gesunken“, gibt Skeledzic zu Bedenken.

Unabhängig vom monetären Aspekt hat es Tail bei der Kaderplanung nicht eilig. „Wir haben mit den Spielern noch nicht gesprochen. Bei jungen Leuten heißt es unter Umständen heute ,ja‘ und morgen schon wieder ,nein‘. Deswegen warten wir in aller Ruhe ab, bis wir wissen, wann es überhaupt weitergeht.“

Das Risiko, dass gerade junge Spieler durch die lange Pause den Spaß am Breitensport verlieren könnten, hält Tail für gegeben. Allerdings, so seine Überzeugung, habe er in Vladimir Todorovic einen Trainer, der aller Wahrscheinlichkeit nach auch in der Saison 2021/22 an der Seitenlinie steht. „Er ist definitiv einer, der den Spaß am Fußball schnell wieder entfachen kann.“

Text von Robin Kunze / Taunus Zeitung 24.03.2021